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Insulin-Aspart versus Humaninsulin

Eine randomisierte Vergleichsstudie bei Patienten mit Typ 1- und Typ 2-Diabetes.

Titel

Premixed insulin aspart 30 vs. premixed human insulin 30/70 twice daily: a randomized trial in Type 1 and Type 2 diabetic patients.

 

Autoren

Boehm BO, Home PD, Behrend C, Kamp NM, Lindholm A.

 

Quelle

Diabet Med 2002 May;19(5):393-9

 

Abstract

 

 

Fragestellung 

Bietet eine fixe Mischung von Insulin-Aspart (30% frei, 70% an Protamin gebunden) gegenüber einer gleichartigen Mischung von Humaninsulin bei der Behandlung von Typ 1- und Typ 2-Diabetikern Vorteile bezüglich Wirkung und Sicherheit?

 

Hintergrund

Insulin-Analoge wie Lys-Pro-Insulin (Humalog) und Insulin-Aspart (NovoRapid) zeigen nach s.c. Injektion einen im Vergleich zu Humaninsulin schnelleren Wirkungseintritt. Damit lässt sich der Spritz-Essabstand vermindern, ohne dass es zu einem stärkeren postprandialen Blutzuckeranstieg kommt. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob sich dieser potentielle Vorteil auch für eine fixe Mischung aus freiem Insulin-Aspart (30%) und an Protamin gebundenem Insulin-Aspart (70%) gegenüber einer gleichartigen Mischung Humaninsulin nachweisen lässt. Der postprandiale Blutzuckeranstieg ist bei allen Insulintherapien speziell zu beachten, u.a. weil hohe postprandiale Blutzuckerwerte das Risiko diabetischer Komplikationen erhöhen.

 

Methoden

Studiendesign

Offene, randomisierte Multizenterstudie von 12 Wochen Dauer.

 

Setting

Von 294 Typ 1- und Typ 2-Diabetikern oder Diabetikerinnen wurden 140 2 x täglich (vor dem Frühstück und vor dem Abendessen) mit einer fixen Mischung Insulin-Aspart und 151 Patienten mit einer analogen Mischung Humaninsulin behandelt. Als Spritz-Essabstand wurde für Insulin-Aspart 10, für Humaninsulin 30 Minuten empfohlen.

Einschlusskriterien

Männer und Frauen mit Typ 1- oder Typ 2-Diabetes, die bereits mit zwei täglichen Insulininjektionen behandelt waren.

 

Ausschlusskriterien

Body-Mass-Index über 35 kg/m2, HbA1c über 11%.

 

Primärer Endpunkt

HbA1c-Wert nach 12 Wochen.

 

Sekundäre Endpunkte
  • Prä- und postprandiale Blutzuckerwerte
  • Hypoglykämien

 

Resultate

Nach 12 Wochen betrug das mittlere HbA1c der mit Insulin-Aspart behandelten Gruppe 8.14%, in der Humaninsulingruppe 8.15%; das heisst, es ergab sich kein Unterschied.

 

Der mittlere postprandiale Blutzuckeranstieg (90 Min. nach Beginn der Mahlzeit) war mit Insulin-Aspart (+1.66 mmol/l) um 0.68 mmol/l signifikant (p < 0.02) geringer als mit Humaninsulin (+2.34 mmol/l). Absolut gesehen lagen die postprandialen Werte mit Insulin-Aspart nach dem Frühstück und nach dem Nachtessen um etwa 1 mmol/l tiefer als mit Humaninsulin, nach dem Mittagessen waren sie nicht verschieden. Umgekehrt waren die mittleren präprandialen Blutzuckerwerte vor dem Frühstück und vor dem Nachtessen in der mit Humaninsulin behandelten Gruppe etwas tiefer, durchschnittlich 0.67 bzw. 0.2 mmol/l und der Blutzuckeranstieg nach dem Mittagessen etwas geringer (Anstieg 2.93 mmol/l mit Insulin-Aspart, 2.4 mmol/l mit Humaninsulin). Die durchschnittlichen Insulindosen betrugen mit Insulin-Aspart 0.65, mit Humaninsulin 0.62 E/kg (p <0.01).

 

Hypoglykämien traten unter beiden Insulinen insgesamt etwa gleich häufig auf.

 

Zusammenfassender Kommentar

Insgesamt war die Stoffwechselkontrolle, soweit sie durch das HbA1c erfasst wird, mit Insulin-Aspart gegenüber Humaninsulin nicht besser. Postprandial lagen die durchschnittlichen Blutzuckerwerte nach dem Frühstück und nach dem Abendessen mit Insulin-Aspart etwas tiefer (etwa 1 mmol/l) als mit Humaninsulin, während sich nach dem Mittagessen kein Unterschied zeigte.

 

Im Gegenzug zeigten sich in der Humaninsulingruppe etwas bessere präprandiale Werte vor dem Frühstück und vor dem Nachtessen und ein um 0.5 mmol/l geringerer Blutzuckeranstieg nach dem Mittagessen.

 

Ob sich bei diesen Ergebnissen ein Vorteil für Insulin-Aspart bezüglich der Entwicklung diabetischer Spätkomplikationen gegenüber Humaninsulin ableiten lässt, ist spekulativ und würde sich lediglich auf die um 1 mmol/l tieferen Blutzuckerspitzen nach dem Frühstück und nach dem Nachtessen stützen. Klinisch relevant ist allerdings, dass die Ergebnisse für Insulin-Aspart mit einem wesentlich kürzeren Spritz-Essabstand (10 Min.) als mit Humaninsulin (30 Min.) erzielt wurden. Im Alltag ist für den insulinpflichtigen Diabetiker ein möglichst kurzer Spritz-Essabstand, ohne dass es deswegen postprandial zu einem stärkeren BZ-Anstieg kommt, ein Vorteil.

 

Bezüglich Hypoglykämien liess sich kein Unterschied nachweisen, so dass die Vermeidung von Hypoglykämien weiterhin ein Hauptinhalt der Diabetikerschulung bleibt. Bezüglich der generellen Sicherheit von Analoginsulinen lassen sich aus dieser Studie keine Schlüsse ziehen.

 

In dieser Studie wurden auch Typ 1-Diabetiker mit einer (nur) 2 x täglichen Injektion von Mischinsulinen behandelt, was bei uns obsolet ist und höchstens in wenigen Ausnahmefällen (Patienten mit extremen Complianceproblemen) erwogen werden kann. Auch für viele Typ 2-Diabetiker ist eine bedarfsgerechte prandiobasale Insulintherapie, bei der prandiales und basales Insulin getrennt dosiert und injiziert werden, die wesentlich bessere Option.

 

 

Besprechung von Dr. med. Jörg Furrer, med. Poliklinik, Departement Innere Medizin, Universitätsspital Zürich

 

Diabet Med 2002 May;19(5):393-9 - B. O. Boehm et al

15.02.2004 - dde

 
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