Therapie des fortgeschrittenen Morbus Parkinson
Cynthia L. Comella, Chicago; Anthony E. Lang, Toronto
Die klinischen Manifestationen der kontinuierlichen Degeneration der nigrostriatalen Zellen sind zunehmende motorische Fluktuationen (wearing off = allmählicher Verlust des Therapieeffekts gegen Ende der Dosis; on-off = plötzliche, unvorhersehbare Änderungen des motorischen Ansprechens auf die Therapie), medikamenteninduzierte Dyskinesien, freezing, Dystonien, medikamenteninduzierte psychiatrische Störungen, Schlafprobleme, Depression und kognitive Dysfunktionen.
Motorische Fluktuationen, Dyskinesien und Freezing
Grundsätzlich gilt es bei der Therapie der Fluktuationen, den Effekt der dopaminergen Stimulation zu verlängern. Erreicht werden kann dies entweder durch den Einsatz von Dopaminagonisten, respektive Dosiserhöhung derselben, oder durch die Verlängerung des Effekts von Levodopa. Dabei muss das Therapieintervall immer stärker verkürzt werden, im Extremfall kann Levodopa auch in mit Vitamin C angereichertem Wasser aufgelöst und so bis stündlich appliziert werden. Seit einigen Jahren gibt es auch Levodopa-Präparate mit stark verzögerter Freisetzung der Wirkstoffe Carbidopa und Levodopa. Eine weitere effektive Strategie zur Therapie der motorischen Fluktuationen ist die Verabreichung eines COMT-Hemmers (Talcopon oder Entacapon) oder eines MAO-B Hemmers (Bsp. Selegilin).
Die Dyskinesien sind schwierig zu behandeln. Die Reduktion von Levodopa bei gleichzeitiger Erhöhung der Dopaminagonisten kann wirksam sein. Amantadin in hoher Dosierung soll Dyskinesien bis zu einem Jahr signifikant effektiv behandeln können. Eine weitere, viel versprechende Therapieoption ist die Elektrostimulation im Globus Pallidus oder im Nucleus Subthalamicus. Dyskinesien können dadurch bis zu 80% reduziert werden.
Freezing spricht meist gut auf Levodopa an. Manchmal muss die Levodopa-Dosis auch reduziert werden. Ein Walkman kann helfen.
Nicht motorische Symptome
Depression, Schlafprobleme, Psychosen und Störungen des autonomen Nervensystems werden im Allgemeinen ähnlich wie bei anderen Patienten behandelt. Wichtig ist der Ausschluss zusätzlicher Krankheiten (Bsp. Schlaf Apnoe Syndrom). Bei Schlafproblemen evtl. Reduktion der dopaminergen Gesamtdosis. Eine Pollakisurie spricht auf Dopaminsubstitution meist schlecht an, hier kann Vasopressin evtl. helfen.
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